Arbeitsfeld der Beratungslehrer/innen
- Laut der MHAT Studie, der ersten österreichweiten epidemiologischen Studie zur Prävalenz von psychischen Erkrankungen in Österreich leiden aktuell 23,93 Prozent
aller Kinder und Jugendlichen an einer psychischen Erkrankung. Insgesamt nahmen an dieser Studie 340 österreichische Schulen teil. Die häufigsten Störungsbilder betreffen Angststörungen, gefolgt
von Störungen der psychischen und neuronalen Entwicklung und depressive Störungen. Männliche Kinder und Jugendliche leiden 3 Mal so häufig an Störungen der psychischen und neuronalen Entwicklung
(ADHS-Syndrom/Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitätssyndrom) und 6 Mal so häufig an Verhaltensstörungen (Impulskontrollstörungen) wie Mädchen, während Mädchen doppelt so häufig unter Angst
– und zehnmal so häufig unter Essstörungen leiden.
- Psychische Erkrankungen bei Schülern und Schülerinnen sind der MHAT Studie zufolge kein Randphänomen und implizieren auch eine Reihe von Herausforderungen für das
Schulsetting.
- Die Kinder und Jugendlichen haben häufig aufgrund ihrer unterschiedlichen Symptomatik Schwierigkeiten, die Unterrichtsangebote adäquat anzunehmen, während deren
Lehrer/innen Probleme haben, ungestört effizienten Unterricht anzubieten.
- Grundsätzlich gehört die pädagogische Begleitung aller Schüler/innen, selbstverständlich auch jene im sozio-emotionalen Bereich zum Erziehungs- und
Bildungsauftrag der Schule und ist somit gemeinsame Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer.
- Ergebnisse der MHAT Studie und anderer einschlägiger Studien in diesem Bereich zeigen allerdings, dass Lehrer/innen psychische Auffälligkeiten von Schülern und
Schülerinnen oftmals klarer einschätzen können als Eltern.
Beratungslehrer/innen bieten nun unter Einbeziehung aller in die schulische Begleitung der Kinder und Jugendlichen Beteiligten sozio-pädagogische Interventionen und Hilfestellungen. Diese dienen
der Prävention und der konkreten Hilfestellung für die einzelne Schülerin/den einzelnen Schüler und die Lehrer/innen, um belastete Schul- und Erziehungssituationen besser bewältigen zu können.
Ziele der Beratungs- und Betreuungsarbeit
Grundsätzlich zielt die Begleitung und die Arbeit von Beratungslehrern und Beratungslehrerinnen darauf ab, Schüler/innen mit Schwierigkeiten im sozio-emotionalen Bereich möglichst inklusiv im
Klassenverband zu betreuen, um Ausgrenzung zu vermeiden.
Schwerpunktmäßig erfolgt die Arbeit der Beratungslehrer/innen also im schulischen Umfeld und soll Schulversagen und dessen schwerwiegende Folgen zu verhindern versuchen.
Im Gegensatz zum psychotherapeutischen Fokus, der auf die Behandlung psychischer Erkrankungen abzielt, richtet sich die Arbeit der Beratungslehrer/innen darauf aus, durch soziopädagogische
Interventionen und Beratungen im Kontext der Gruppe, Klasse oder auch Schule zu stabilisieren.
Die pädagogische Arbeit der Beratungslehrer/innen ist klar von psychotherapeutischem und klinisch-psychologischem Handeln abgegrenzt.
Ziele im Detail:
- Förderung von Handlungskompetenzen im sozio-emotionalen Bereich
- Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung des Unterrichts
- Schaffung eines entwicklungsförderlichen Schulklimas
- Interventionen zur Vermeidung von Eskalationen im Schullalltag
- Entwicklung von Strategien im Umgang mit Schülern und Schülerinnen, welche Probleme im Sozialverhalten aufweisen
- Hilfestellung in individuellen Problemsituationen
- Förderung der Selbstwirksamkeit und des Selbstwertgefühls von Schülern und Schülerinnen
- Förderung der Handlungskompetenzen von Lehrern und Lehrerinnen in Krisensituationen
- Begleitung der Eltern- und Erziehungsberechtigten in Fragen der Erziehung und Entwicklung der Kinder- und Jugendlichen
Hinweis: Jede Beratung, Abklärung oder Intervention im Bereich Verhalten erfordert ausnahmslos eine Bedarfsmeldung (digitales Formblatt), die - ebenfalls digital - an
den für diese Schule zuständigen Diversitätsmanager / die für diese Schule zuständige Diversitätsmanagerin zu übermitteln ist. In der Folge werden die zuständigen Kolleg/innen mit weiteren
Maßnahmen beauftragt.